Vitamin A ist bekannt für seine Bedeutung für das Sehvermögen, das Vitamin spielt jedoch auch eine sehr wichtige Rolle bei viralen Erkrankungen. Ein Vitamin-A-Mangel zeigt sich zuallererst in den Schleimhäuten der Atemwege. Vitamin A steuert über die Regulation von Genaktivitäten Wachstum und Entwicklung von Schleimhautzellen des Respirations- und Magen-Darm-Trakts. Die Konsequenz eines Vitamin-A-Mangels ist eine höhere Infektanfälligkeit und durch sich wiederholende Infekte zudem ein höherer Vitamin-A-Verbrauch. Dies wiederum verstärkt einen bestehenden Mangel.[1]Biesalski HK, Bischoff SC, Pirlich M, Weimann A (Hrsg.) (2017): Ernährungsmedizin. 5., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Thieme. doi:10.1055/b-004-132260 Zudem hat Vitamin A die Fähigkeit bereits geschulte Immunzellen aus dem Organismus in die Darmschleimhaut zurückzuholen.[2]Cantorna MT, Snyder L, Arora J (2019):Vitamin A and vitamin D regulate the microbial complexity, barrier function, and the mucosal immune responses to ensure intestinal homeostasis. Crit Rev Biochem … Continue reading Ebenso interessant: Die zwei Vitamine D und A sind voneinander abhängig, da die Rezeptoren des Vitamin-D-Hormons (VDR) und des Vitamin-A-Hormons (RXR) beim Ablesen eines Gens miteinander verschmelzen.
Mit einer Vitamin-A-Aufnahme unterhalb der Zufuhrempfehlungen muss laut BfR bei weit über 25 % der Bevölkerung gerechnet werden.[3]BfR (Bundesinstitut für Risikobewertung) (2004): Verwendung von Vitaminen in Lebensmitteln – Toxikologische und ernährungsphysiologische Aspekte, Teil I. BfR-Wissenschaft 03/2004, Berlin 2004, … Continue reading Der Anteil könnte sogar noch höher liegen, da in den vorliegenden Erhebungen ein zu niedriger Konversionsfaktor (6:1 statt 36:1) für die Berechnung der Vitamin-A-Aktivität durch aufgenommenes beta-Carotin verwendet wurde. Bekannt ist auch ein Genpolymorphismus bei 40 % der weißen Bevölkerung in Europa, der dazu führt, dass die betroffenen Personen kaum beta-Carotin in Vitamin A umwandeln können.[4]Gröber U (2019):Vitamin A (Retinol). Zeitschrift für Orthomolekulare Medizin 2019; 17(02): 44-49. DOI: 10.1055/a-0920-2443 Ein Vitamin-A-Mangel ist zwar weniger häufig als ein Vitamin-D-Mangel, harmloser ist er damit jedoch nicht. Gerade bei einer Virusinfektion der Atemwege ist die zusätzliche Aufnahme von Vitamin A sehr empfehlenswert, weil der Vitamin-A-Bedarf durch die Infektion stark ansteigt.
Gröber und Kollegen empfehlen in der Prävention die Supplementierung von 30–50 internationalen Einheiten (IE) Retinol pro kg Körpergewicht und Tag.[5]Gröber U, Holzhauer P, Kisters K (2020):Immunrelevante Mikronährstoffe bei viralen Atemwegsinfektionen. DZO; 52: 51-56. DOI: 10.1055/a-1162-2469 Das Tolerable Upper Intake Level (UL) der EFSA für Vitamin A liegt bei 3000 µg Retinoläquivalente pro Tag.[6]BfR (Bundesinstitut für Risikobewertung) (2004): Verwendung von Vitaminen in Lebensmitteln – Toxikologische und ernährungsphysiologische Aspekte, Teil I. BfR-Wissenschaft 03/2004, Berlin 2004, … Continue reading Das bedeutet, dass die regelmäßige tägliche Aufnahme dieser Menge Vitamin A als sicher gilt (Gesamtaufnahme aus allen Quellen).
Quellenverzeichnis[+]
↑1 | Biesalski HK, Bischoff SC, Pirlich M, Weimann A (Hrsg.) (2017): Ernährungsmedizin. 5., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Thieme. doi:10.1055/b-004-132260 |
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↑2 | Cantorna MT, Snyder L, Arora J (2019):Vitamin A and vitamin D regulate the microbial complexity, barrier function, and the mucosal immune responses to ensure intestinal homeostasis. Crit Rev Biochem Mol Biol;54(2):184-192. DOI: 10.1080/10409238.2019.1611734 |
↑3, ↑6 | BfR (Bundesinstitut für Risikobewertung) (2004): Verwendung von Vitaminen in Lebensmitteln – Toxikologische und ernährungsphysiologische Aspekte, Teil I. BfR-Wissenschaft 03/2004, Berlin 2004, ISBN 3-931675-87-4. |
↑4 | Gröber U (2019):Vitamin A (Retinol). Zeitschrift für Orthomolekulare Medizin 2019; 17(02): 44-49. DOI: 10.1055/a-0920-2443 |
↑5 | Gröber U, Holzhauer P, Kisters K (2020):Immunrelevante Mikronährstoffe bei viralen Atemwegsinfektionen. DZO; 52: 51-56. DOI: 10.1055/a-1162-2469 |