Vitamin D ist in unseren Breiten sehr häufig ein Mangelvitamin und sollte daher durch Nahrungsergänzungsmittel supplementiert werden.
Vitamin D3, das in Nahrungsergänzungsmitteln eingesetzt wird, wird üblicherweise aus Schafswolle (Lanolin) gewonnen. Mittlerweile kann Vitamin D3 aber auch aus Flechten gewonnen werden, was insbesondere für Veganer von Interesse ist.[1]Spiro A, Buttriss JL (2014): Vitamin D: An overview of vitamin D status and intake in Europe. Nutr Bull; 39(4): 322-350.
Bei der Wahl des richtigen Vitamin-D-Produktes sollte die Vitamin-D-Stabilität im Produkt beachtet werden. Dass eine durchgehend hohe Stabilität von Vitamin D3 keine Selbstverständlichkeit ist, zeigt eine Studie aus dem Jahr 2015. In dieser Studie wurde über einen Zeitraum von zwei Monaten die Stabilität von Vitamin D3 in Sojaöl unter verschiedenen Bedingungen untersucht. Zum Ende der Untersuchung betrug der Vitamin-D3-Verlust 61-68 % bei Lagerung unter natürlichem Licht sowie 24-44 % bei Lagerung im Halbdunkel. Der Studie zufolge sind wichtige Faktoren für ein stabiles Vitamin D3 eine dunkle Lagerung sowie Vitamin E als antioxidatives Vitamin.[2]Hemery YM, Fontan L, Moench-Pfanner R, Laillou A, Berger J, Renaud C, Avallone S (2015): Influence of light exposure and oxidative status on the stability of vitamins A and D₃ during the storage of … Continue reading
Wenn Sie sich also für ein Vitamin-D-Produkt in Ölform entscheiden – was aufgrund der verbesserten Bioverfügbarkeit des fettlöslichen Vitamins durchaus Sinn macht – dann sollten Sie darauf achten, dass Sie das Fläschchen dunkel lagern, z. B. in einer Faltschachtel, und Vitamin E (Tocopherole) als Antioxidans enthalten ist.
Vitamin-D-Zufuhrempfehlungen
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt bei fehlender körpereigener Vitamin-D-Bildung für Erwachsene eine tägliche Zufuhr von 20 µg (800 I.E.) und hat damit ihre Zufuhrempfehlung für Vitamin D im Jahr 2012 von 5 µg (200 I.E.) auf 20 µg (800 I.E.) vervierfacht.[3]DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V.) (2016): Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr. URL: https://www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/vitamin-d/ (09.02.2016).
Vielen Ärzten und Institutionen erscheint diese Empfehlung nach der aktuellen Studienlage jedoch immer noch zu gering:
Bei einem vorliegenden Mangel sollte der Serumwert zunächst auf einen Wert im Normalbereich erhöht werden, bevor dieser mit niedrigeren Erhaltungsdosen stabilisiert werden kann. Bei der Dosierung muss das jeweilige Körpergewicht berücksichtigt werden, insbesondere die Körperfettmasse. Denn Vitamin D3 sammelt sich neben der Leber auch im Fettgewebe an.[4]Didriksen A, Burild A, Jakobsen J, Fuskevåg OM, Jorde R (2015): Vitamin D3 increases in abdominal subcutaneous fat tissue after supplementation with vitamin D3. Eur J Endocrinol; 172(3): 235-241. Aber auch die fettfreie Körpermasse, die Körpergröße und die gesamte Körpermasse zeigen negative Assoziationen mit dem 25-OH-Vitamin-D-Serumwert.[5]Heller JE, Thomas JJ, Hollis BW, Larson-Meyer DE (2015): Relation between vitamin D status and body composition in collegiate athletes. Int J Sport Nutr Exerc Metab; 25(2): 128-135. Daneben korreliert der Vitamin-D-Spiegel mit weiteren Faktoren, wie Entzündungen[6]Laird E, McNulty H, Ward M, Hoey L, McSorley E, Wallace JM, Carson E, Molloy AM, Healy M, Casey MC, Cunningham C, Strain JJ (2014): Vitamin D deficiency is associated with inflammation in older Irish … Continue reading, der Einnahme bestimmter Medikamente[7]Gröber U, Spitz J, Holick MF, Wacker M, Kisters K (2013): Vitamin D: Update 2013: Von der Rachitis-Prophylaxe zur allgemeinen Gesundheitsvorsorge. Deutsche Apotheker Zeitung; 153(15): 1518-1526. sowie mentalem[8]Ramadan R, Vaccarino V, Esteves F, Sheps DS, Bremner JD, Raggi P, Quyyumi AA (2014): Association of vitamin D status with mental stress-induced myocardial ischemia in patients with coronary artery … Continue reading und oxidativem Stress.[9]Zhang HQ, Teng JH, Li Y, Li XX, He YH, He X, Sun CH (2014): Vitamin D status and its association with adiposity and oxidative stress in schoolchildren. Nutrition; 30(9): 1040-1044.
Dosierung bei Vitamin-D-Supplementierung
Aufdosierung
Wenn ein Vitamin-D-Mangel festgestellt wurde, sollte der Serumwert zunächst aufdosiert werden. Generell sind Vitamin-D-Supplemente auf Ölbasis vorteilhaft. In dieser Form ist die Bioverfügbarkeit des fettlöslichen Vitamin D am besten.[10]Grossmann RE, Tangpricha V (2010): Evaluation of vehicle substances on vitamin D bioavailability: a systematic review. Mol Nutr Food Res; 54(8): 1055-1061. Eine häufig empfohlene Formel zur Aufdosierung von Vitamin D ist folgende:
40 x (Sollwert [nmol/l] – Istwert [nmol/l]) x Körpergewicht [kg]
Das Ergebnis aus dieser Formel wird auf etwa zehn Tage verteilt supplementiert.[11]Gröber U, Kisters K, Spitz J, Adamietz IA (2015a): Vitamin D in der onkologischen Intervention: Update 2015. DZO; 47(4): 173-177.
Beispiel: Bei einem Körpergewicht von 70 kg, einem Sollwert von 125 nmol/l und einem Istwert von 50 nmol/l ergibt sich eine Aufdosierungsmenge von 210.000 I.E. Vitamin D3. Bei einer Verteilung auf 10 Tage werden so 21.000 I.E. Vitamin D3 täglich aufgenommen.
Aufgrund der ungeklärten Funktion eines blockierten Vitamin-D-Rezeptors (VDR) bei chronisch bakteriellen Entzündungen raten wir jedoch zu einer allmählichen Aufdosierung:
10 x 800 x 10
Das bedeutet: Über einen Zeitraum von 10 Wochen sollten täglich 10 Tropfen eines Vitamin D3 Öls à 800 I.E. (8000 I.E.) eingenommen werden.
Beachten Sie bei dieser moderateren Formel, dass sie als Mittelwert für normalgewichtige Personen gilt. Da der Vitamin-D3-Bedarf durch das Körpergewicht beeinflusst wird, sollte sie für kleine Menschen und Schlanke nach unten bzw. für große Menschen und Übergewichtige nach oben angepasst werden. Auch Entzündungen erhöhen den Vitamin-D-Bedarf.
Achtung: Eine sehr hohe Vitamin-D-Dosierung innerhalb eines kurzen Zeitraums ist eher unphysiologisch und kann mit Risiken einhergehen (z. B. Calciumablagerungen außerhalb der Knochen). Bei der Einnahme von mehr als 4000 I.E. Vitamin D3 am Tag (z. B. zur Aufdosierung) sollten deshalb je 800 I.E. Vitamin D3 etwa 20 µg Vitamin K2 MK-7 ergänzt werden. Bei 5600 I.E. Vitamin D3 wären dies 140 µg Vitamin K2 pro Tag.
Erhaltungsdosis
Nach der Aufdosierung sind täglich 40-60 I.E. Vitamin D3 pro kg Körpergewicht als sogenannte Erhaltungsdosis zur Aufrechterhaltung des erreichten Wertes empfehlenswert. Neben dem Körpergewicht sind bei der individuellen Erhaltungsdosis auch Entzündungsprozesse sowie die körpereigene Vitamin-D-Bildung durch Sonneneinstrahlung zu berücksichtigen.
Etwa 10 Wochen nach Beginn der Vitamin-D-Supplementierung sollte der Serumspiegel erneut überprüft werden. Auf zu hohe oder zu geringe Werte kann dann mit einer Anpassung der Erhaltungsdosis entsprechend reagiert werden. Im deutschen Winter wird Vitamin D meistens in einer Dosierung von 4000 I.E. (100 μg) pro Tag benötigt. Die US Geriatric Society (US-Ärztegesellschaft für Altersmedizin) empfiehlt diese Dosierung generell für Personen ab 70 Jahren.[12]American Geriatrics Society Workgroup on Vitamin D Supplementation for Older Adults (2014): Recommendations abstracted from the American Geriatrics Society Consensus Statement on vitamin D for … Continue reading
Das empfohlene Verhältnis von Vitamin D3 zu K2 beträgt bei höheren Vitamin-D-Dosierungen etwa 1:1. Bei besonderen Risikofaktoren (Osteoporose, Koronare Herzkrankheit, chronische Nierenerkrankungen, Entzündungs- und Kalzifizierungsprozesse jeder Art) sollte die Zufuhr von Vitamin K2 als MK-7 bei der Erhaltungsdosis verdoppelt werden (Vitamin D im Verhältnis zu K2 1:2).
Besonders Nierenkranke haben oft eine latente metabolische Azidose und entwickeln frühzeitig ausgeprägte Kalzifizierungen in den Nieren und Gefäßen. Bei ihnen ist die Kombination von Vitamin D mit höherdosiertem K2 besonders wichtig. Auch ist hier bei der täglichen Dosierung bzw. beim Auffüllen eines Vitamin-D-Mangels größere Vorsicht geboten.
Eine ausführliche medizinische Erklärung finden Sie im Artikel “COVID-19 als systemische Erkrankung – ein tödlicher Teufelskreis?”
Tipp: Es ist wichtig, seinen Vitamin-D-Serumspiegel über das Jahr hinweg möglichst konstant zu halten. Ziel sind wirkungsvolle Blutwerte für das Immunsystem. Die renommierte Ärztegesellschaft für Altersmedizin und viele Experten bezeichnen den Vitamin-D-Blutwert von über 75 nmol/L (30 ng/mL) als unteren Zielwert (oberer Zielwert 125-150 nmol). Dies sei eine „physiologisch konservative Schätzung“. Es wird u.a. argumentiert, dass Menschen, die im Freien arbeiten, im Sommer regelmäßig doppelt so hohe Blutwerte haben.
Bei sinkenden Vitamin-D-Werten im Herbst und Winter kann es in vielen Zielgeweben, wie z. B. der Prostata, zu einem lokalen Calcitriol-Mangel kommen. Dies begünstigt möglicherweise organspezifische Erkrankungen.[13]Vieth R (2004): Enzyme kinetics hypothesis to explain the U-shaped risk curve for prostate cancer vs. 25-hydroxyvitamin D in nordic countries. Int J Cancer; 111(3): 468; author reply 469.[14]Vieth R (2009): How to optimize vitamin D supplementation to prevent cancer, based on cellular adaptation and hydroxylase enzymology. Anticancer Res; 29(9): 3675-3684. Besser für einen gleichmäßig hohen Vitamin-D-Serumspiegel ist daher auch die tägliche Aufnahme kleinerer Vitamin-D-Mengen, statt einmal im Monat eine hohe Dosis zu supplementieren.
Quellenverzeichnis[+]
↑1 | Spiro A, Buttriss JL (2014): Vitamin D: An overview of vitamin D status and intake in Europe. Nutr Bull; 39(4): 322-350. |
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↑2 | Hemery YM, Fontan L, Moench-Pfanner R, Laillou A, Berger J, Renaud C, Avallone S (2015): Influence of light exposure and oxidative status on the stability of vitamins A and D₃ during the storage of fortified soybean oil. Food Chem; 184: 90-98. |
↑3 | DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V.) (2016): Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr. URL: https://www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/vitamin-d/ (09.02.2016). |
↑4 | Didriksen A, Burild A, Jakobsen J, Fuskevåg OM, Jorde R (2015): Vitamin D3 increases in abdominal subcutaneous fat tissue after supplementation with vitamin D3. Eur J Endocrinol; 172(3): 235-241. |
↑5 | Heller JE, Thomas JJ, Hollis BW, Larson-Meyer DE (2015): Relation between vitamin D status and body composition in collegiate athletes. Int J Sport Nutr Exerc Metab; 25(2): 128-135. |
↑6 | Laird E, McNulty H, Ward M, Hoey L, McSorley E, Wallace JM, Carson E, Molloy AM, Healy M, Casey MC, Cunningham C, Strain JJ (2014): Vitamin D deficiency is associated with inflammation in older Irish adults. J Clin Endocrinol Metab; 99(5): 1807-1815. |
↑7 | Gröber U, Spitz J, Holick MF, Wacker M, Kisters K (2013): Vitamin D: Update 2013: Von der Rachitis-Prophylaxe zur allgemeinen Gesundheitsvorsorge. Deutsche Apotheker Zeitung; 153(15): 1518-1526. |
↑8 | Ramadan R, Vaccarino V, Esteves F, Sheps DS, Bremner JD, Raggi P, Quyyumi AA (2014): Association of vitamin D status with mental stress-induced myocardial ischemia in patients with coronary artery disease. Psychosom Med; 76(7): 569-575. |
↑9 | Zhang HQ, Teng JH, Li Y, Li XX, He YH, He X, Sun CH (2014): Vitamin D status and its association with adiposity and oxidative stress in schoolchildren. Nutrition; 30(9): 1040-1044. |
↑10 | Grossmann RE, Tangpricha V (2010): Evaluation of vehicle substances on vitamin D bioavailability: a systematic review. Mol Nutr Food Res; 54(8): 1055-1061. |
↑11 | Gröber U, Kisters K, Spitz J, Adamietz IA (2015a): Vitamin D in der onkologischen Intervention: Update 2015. DZO; 47(4): 173-177. |
↑12 | American Geriatrics Society Workgroup on Vitamin D Supplementation for Older Adults (2014): Recommendations abstracted from the American Geriatrics Society Consensus Statement on vitamin D for Prevention of Falls and Their Consequences. J Am Geriatr Soc; 62(1): 147-152. DOI: 10.1111/jgs.12631 |
↑13 | Vieth R (2004): Enzyme kinetics hypothesis to explain the U-shaped risk curve for prostate cancer vs. 25-hydroxyvitamin D in nordic countries. Int J Cancer; 111(3): 468; author reply 469. |
↑14 | Vieth R (2009): How to optimize vitamin D supplementation to prevent cancer, based on cellular adaptation and hydroxylase enzymology. Anticancer Res; 29(9): 3675-3684. |